Meine ersten Schritte zur mentalen Selbstheilung

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Lesezeit: 5 Minuten

Dein Weg zur mentalen Selbstheilung

Ich selbst betrachte es als großes Geschenk, dass ich (mittlerweile) einen hohen Grad an Selbstreflektion lebe. Nur dadurch war es mir möglich zu erkennen, dass etwas grundlegend nicht stimmt(e). Nur dadurch konnte ich die Tore zu meiner mentalen Selbstheilung überhaupt öffnen.

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Mentale Selbstheilung:
(Selbst-)Reflektion als Grundbaustein

Meine Balance hatte ich verloren, mental ging es mir von Tag zu Tag schlechter. Zurückblickend lässt sich mein Zustand Anfang diesen Jahres treffend mit folgenden Worten beschreiben: "fast täglich holte mich das Gefühl ein, mich einfach nur in ein Erdloch vergraben zu wollen und eine große Decke über mich zu spannen, die mich unsichtbar macht." Durch meine Therapiearbeit weiß ich heute, dass dies das finale Stadium (m)einer tiefgreifenden Überforderung war, und sich deshalb für mich auch wie ein Burnout anfühlte. Ich war ausgebrannt. Abgebrannt bis zur Wurzel.

Gibt es einen "Tag X"?

Zugegebermaßen überrollte mich die "Burnout-Welle" mit einer Wucht, die ich selbst nicht erwartet hätte. Das es eines Tages passieren würde, oder sagen wir lieber könnte, war mir aufgrund meiner biographischen Hintergründe (längst) klar. Im Artikel zu meiner persönlichen "Phoenix-Geschichte" erfährst du mehr.  
Die Wucht, also Intensität, wurde meines Erachtens vor allem durch die Umstände getrieben. Alles passierte ultraschnell, es fühlte sich an wie Bruchteile von Sekunden, dabei zog es sich doch über einige Monate hin.

Kurz zusammengefasst:

Im Jahr 2018 vollzog ich eine berufliche Veränderung, die mich stark an meine persönlichen Grenzen brachte und sicherlich das lodernde Grundfeuer darstellte, was meinem Feuer über eine beständige Periode mehr und mehr Sauerstoff entzog.  Begleitet von einer schweren Phase, die meine Mutter und ihre Umstände betreffen.

Im Dezember 2018 hatte ich eine Operation, die mich in vielerlei Hinsicht "auf Null setzte". Rudimentäre Bedürfnisse standen im Vordergrund - Gesundheit und Genesung an erster Stelle - und dadurch änderte sich der Fokus auf andere Dinge. Was blieb, war eine tiefe Unzufriedenheit in Bezug auf die Arbeitssituation, und darüber hinaus viel (weit)tragender - Angst vor dem Versagen.

Innerlich vollzog ich eine Änderung - teils bewußt, teils unbewusst - eine Veränderung, die meinen Kompass neu ausrichten sollte. Zum ersten Mal im Leben entschied ich mich, Schwäche zuzulassen, diese zu spüren, zu kommunizieren, zu leben. Mit allen Konsequenzen. Die Stärke, die ich ein Leben lang diszipliniert gelebt und gelehrt habe, war nicht mehr an erster Stelle. Sie war mein stetiger Antreiber, durch jede Situation, aber diesmal entschied ich mich bewusst für einen anderen Weg.

Schwäche zu fühlen heißt auch, seinem Körper wieder näher zu kommen, seinem inneren Alarmsystem zuzuhören, und die Gesundheit an oberste Stelle zu setzen. Aktiv - d.h. nicht zu warten, bis einen die Rolle des Schicksals (oft getarnt im Mantel einer schwerwiegenden Krankheit) überrollt, sondern vorab die Reissleine zu ziehen. Denn anders geht es auch nicht mehr, in völliger Schwäche geht es nicht weiter. Und das ist - aus universeller / spiritueller / ganzheitlicher Sicht - auch genau so richtig, und wichtig. Schwäche zeigen zu können ist ein essenzieller Baustein auf der Reise zur mentalen Selbstheilung.

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Gibt es entscheidene Auslöser?

Die Weichen waren gestellt, und es gab eine klare Richtung: Veränderung. Mir wurde klar, dass ich mein Arbeitsverhältnis kündigen würde. Die Frage war nur wann. Da ich selbst haderte, und nicht die Kraft aufbringen konnte, es durchziehen, half mir das Universum. So sehe ich das zumindest, denn ich glaube daran, dass Dinge passieren, weil sie passieren sollen.

Mein Partner hatte einen Rollerunfall, der mit Distanz betrachtet, glimpflich ausging. Als mein Telefon auf Arbeit klingelte, und er mir in aller Kürze vom Geschehenen berichtete, war Distanz alles war ich fühlen konnte. Nur in einem anderen Kontext. Ich war circa eine Stunde Weg von ihm entfernt - was sich für mich in diesem Moment wie eine Entfernung bis zum Mond anfühlte. Ferngesteuert hielt ich die sich anbahnende Schockstarre in Schach, und setzte nur noch alles daran, auf schnellstem Weg zu meinem Schatz zu gelangen. Dieses Erlebnis hat meine Perspektive - und meine Prioritäten im Leben - neu sortiert und ich reichte die Kündigung umgehend ein.

Es folgte eine kurze Phase der Erleichterung, doch die Schlaflosigkeit, Ängste und die Panik hielten sich schon im Versteck bereit. Sie hatten sich schon zu tief hineingefressen in mein System, und so kam Tag X, an dem ich den Endbahnhof erreicht hatte. Ich konnte nicht mehr, meine Kehle war zugeschnürt, nicht mal mehr "pures Funktionieren" war eine Option - und so bat ich meinen Hausarzt um Hilfe.

Kommunizierst Du bereits oder funktionierst Du?

Als ich entschied, mich zu öffnen, mir professionelle Hilfe zu suchen; als ich entschieden hatte, nicht länger im Alleingang zu versuchen meine Situation in aller Tapferheit zu überleben, ab da öffnete ich die Pforten vom Außen ins Innen - und ermöglichte eine schrittweise mentale Selbstheilung. 

Mein Hausarzt erwiderte mir ein solches Verständnis, dass es mich zu Tränen rührte. Er verstand im Kern, wo ich stand, welche Auslöser verantwortlich waren, und sicherte mir sofortige Hilfe zu.
In seinen Worten erklärte er mir, wie ein Burnout entsteht, und diese drei Schlagworte gaben dem Zustand, der mich lähmte, eine Gestalt. Eine Gestalt, die ich erstmals als freundlich, als hilfreich, als nützlich sehen und einordnen konnte.  

  1. 1
    Entlastung
  2. 2
    Erholung
  3. 3
    Ernüchterung

Auftreten tut es vor allem bei Menschen, die fleißig, ehrgeizig und engagiert sind. Volltreffer!

Wir besprachen offen mögliche Optionen, und jeder der schon einmal selbst in einer ähnlichen Situation steckte, weiß wie schwer es ist, Hilfe zu erhalten. Das Schwierigste daran: die Zeit ist der größte Feind. Ist das System erst einmal soweit hinunter gefahren, benötigt das Individuum sofortige Hilfe. Und dies ist extrem schwer zu realisieren, wenn keine Einstufung als Akutfall erfolgt (beispielsweise in Verbindung mit Suchtkrankheiten oder Suizidgefahr).

Und trotzdem möchte ich allen Betroffenen - wie auch Angehörigen - Mut zusprechen. Mut, der sich aus meinem eigenen Werdegang entwickelt hat. Glücklicherweise war mein Kämpfergen zur richtigen Zeit reaktiviert, und hat mich vorangetrieben, durch die verschiedenen Stationen auf meinem Weg zur mentalen Selbstheilung.

Optionen und erste Anlaufstellen

Erste Beratungsgespräche

Telefonisch

Die telefonische Seelsorge ist rund um die Uhr telefonisch erreichbar. In akuten Lebenskrisen können diese einen auffangen, sie hören zu, sind neutral, haben Fachexpertise und kennen sich im vorhandenden System der professionellen Unterstützung gut aus.

TelefonSeelsorge - 0800/111 0 111 · 0800/111 0 222 · 116 123

Persönlich

Die evangelische wie katholische Kirche betreiben psychologische Beratungsstellen. Es gibt zentrale Telefonnummern, an die man sich wenden kann. Dort wird der eigene Fall registriert und man erhält zeitnah einen ersten persönlichen Termin. Psychologisch geschultes Personal bietet u.a. Lebensberatung und Paar- und Familienberatung an. Da keine Förderung durch die gesetzlichen Krankenkassen möglich ist, wird ein kleiner Obulus fällig. Dieser liegt bei ca. 1-2% des Nettogehaltes, falls in der aktuellen Situation eine Zahlung (überhaupt) möglich ist.

Psychologische Beratungsstellen der Kirche - Homepage
Diakonie Konstanz - 0 75 31/36 32 60

Ich war bei der Diakonie in Konstanz, und bin zutiefst dankbar für die Option. Ohne meinen Hausarzt hätte ich davon wahrscheinlich keine Kenntnis erhalten - oder zumindest nicht so schnell - da ich keiner Kirche angehöre. 


ambulante psychotherapie

In vielen Regionen ist es sehr schwer einen Termin bei einem Psychologen bzw. Psychotherapeuten zu erhalten. Nachfolgend einige Tipps aus meiner eigenen Erfahrung. 

  1. 1
    Liste aller ortsansässigen Psycholgen beim Hausarzt anfragen oder bei unter www.arztsuche-bw.de selbst suchen
  2. 2
    Die Liste mit viel Geduld durchtelefonieren und sich unbedingt auf die Warteliste setzen lassen (wenn möglich)
  3. 3
    Terminvergabestelle als weitere Option: Kontakt zur KVBW aufnehmen - 0711/78753966  (Option 2  bei der Tastenwahl)
  4. 4
    Kontakt zur eigenen Krankenkasse aufnehmen & um Rat fragen
  5. 5
    Ortsansässige Uniklinik kontaktieren (Terminvergabe erfolgt teilweise innerhalb von 6 Wochen)

Stationärer Klinikaufenthalt

Ein mehrwöchiger Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik ist ein weiterer Weg. Hier gibt es die Möglichkeit einer Kur über die deutsche Rentenversicherung, die stationäre Behandlung in einer öffentlichen Klinik durch die Krankenkassen getragen oder der Aufenthalt in einer Privatklinik für Selbstzahler.

Der kürzeste Weg geht hierbei über den Hausarzt, welcher eine Akuteinweisung in eine entsprechende Klinik anweisen kann. Mein Weg gestaltete sich etwas länger, was aber auch daran lag, dass ich nicht als Akutfalle auf "Alarmstufe Rot" eingestuft wurde. Und mich selbst auch so nicht klassifiziert bzw. gefühlt habe.

Mein Hausarzt besorgte mir bei einem ortsansässigen Psychiater einen Termin zur Vorstellung. Über diese Hilfestellung war ich ebenfalls sehr dankbar, denn dies bedeutete nur eine Wartezeit von zwei Wochen für mich. Im Kontext der mentalen Gesundheit ein überaus kurzer Zeitraum.
Ich freue mich schon darauf, in einem weiteren Blogbeitrag meinen Weg zum stationären Klinkaufenthalt mit Euch zu teilen.  

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