Mein Leben hat mich schon sehr früh auf den Prüfstand gestellt. Genau das ist jedoch in meinen Augen die Essenz, die mich zu dem macht, wer ich heute bin. Schon in jüngsten Jahren katastrophenerprobt, denn Krankheiten säumten meinen Lebensweg. Zu Beginn waren es nicht die eigenen, sondern die der engsten Angehörigen. Für mich weit schlimmer, denn aufgrund meiner innigen Liebe schmerzte mich ihr Leid immens, und erschwerend kam hinzu, dass ich ihnen kaum oder nicht helfen konnte.
Meine Mama erlitt mit 29 Jahren ihr erstes Hirnbluten, ich war damals zarte sechs Jahre. Die Nacht, in der es passierte, werde ich nie vergessen, auch wenn die weiteren Erinnerungen sehr verblasst sind. Das war das erste Mal, dass ich unheimliche Verlustängste empfunden habe, auch wenn ich diese zum damaligen Zeitpunkt natürlich nicht so benennen konnte. Glücklicherweise konnten die Ärzte das Schlimmste abwenden, was folgte war dennoch ein langer, beschwerlicher Weg. Lange Zeit fand das Familienleben ohne Mama statt, denn sie musste Stück für Stück alles wieder erlernen – Laufen, Essen, Sprechen und Schreiben. Diese Zeit hat mir gelehrt, dass Durchhaltevermögen sich lohnt, dass man stets optimistisch bleiben sollte, dass kämpfen fordernd und fördernd zugleich ist und dass Aufgeben keine Option ist.